Soundtracking the Stage

<p>Angespannte Hände und Füße fräsen sich beharrlich in den Tanzteppich. Fünf Körper bearbeiten ihn mit all ihrer Schwere, mit Haut, Schuhsohlen, Kleidungsoberflächen. Es schrammt, jault, schleift, kratzt, röhrt und dröhnt.</p>

Die Wucht des anschwellenden Sounds, den die Bewegungen erzeugen und der sie antreibt, füllt den Raum wie ein weiterer massiver Körper. Wie klangliche Halluzinationen formen sich konkrete Orte und Szenerien im Ohr der Betrachtenden: idyllische Landschaften, schweres hydraulisches Gerät, kollektive Verausgabungsrituale aus Nachtleben und Freizeitgestaltung.

Özlem Alkis nutzt in ihren Stücken Wechselbeziehungen von Bewegung und Sound als Motor für die Choreographie (Dust Devil 2015, Reverbs 2017). Die Recherche für Soundtracking the Stage begann im Sommer 2019 mit dem Interesse für die Bühne als Resonanzraum: Wie wirkt Sound auf die Bewegung zurück, die ihn simultan hervorbringt? Und welche akustischen Welten stellen sich wie ein unerwarteter Überschuss her, wenn die Wände oder der Tanzboden wie Instrumente bearbeitet werden?

In der Arbeit mit dem Geräuschemacher Dieter Hebben entwickelte sich eine tänzerische Arbeitsweise, in der Körper, Materialien und Objekte in ein Spiel mit gegenseitigen Feedbacks eintreten. Wie bei der nachträglichen Konstruktion künstlicher „Real“-Sounds im Film besteht dabei kein zwingender Zusammenhang zwischen dem vertonten Bild, der Wahl der geräuscherzeugenden Gegenstände und der Bewegung, die bei ihrem Einsatz wie nebenbei entsteht.

Die ausbrechende Pandemie veränderte mit den Bedingungen für jedes Miteinander in der Gesellschaft auch den Arbeitsprozess radikal: Sound berührt- auch auf Distanz. Er bringt in Schwingung, überträgt Energie, findet Resonanz. Damit beginnt jede gemeinsame (auch, aber nicht nur politische) Bewegung. Das Interesse für Körper-Sound und Sound-Körper wurde zu einem Experimentierfeld: wie erfahren Menschen (auch, aber nicht nur tänzerisch) Verbundenheit, wenn strenge Choreographien der Verteilung, Trennung, Isolation jede unserer Begegnungen regeln. Die Tanzenden teilen den Raum, teilen ihn unter sich auf, werden füreinander wechselseitig zu Verstärkern und Echoräumen. Sie suchen gemeinsam und Jede/r für sich Momente von Austausch, Widerstand, Unterstützung, Eigenständigkeit oder Zusammenhalt. Wie können wir neue utopische Orte herstellen, um uns nahe zu kommen und eine mögliche Zukunft zu (er-)finden? 

 

Choreografie und künstlerische Leitung: Özlem Alkis // in Zusammenarbeit mit den Performer*innnen: Camilla Schielin, Jennifer Döring, Brigitte Huezo, Christoph Speit, Constanza Javiera Ruiz Campusano // Sound Artist, Sound Dramaturgie: Marc Behrens // Foley Artist, Sound Dramaturgie/: Dieter Hebben // Dramaturgische Zusammenarbeit: Constanze Schellow, Outside eye: Anna-Carolin Weber // P&Ö: Ellen Brombach // Technische Leitung: Dietrich Schuckließ // Fotografie & Visuals: Julia Franken // Koproduktion: tanzhaus nrw

Gefördert durch: Ministerium für Kultur

und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Landesbüro Freie darstellende Künste e.V., Kulturamt der Stadt Köln, Kunststiftung nrw

Koproduziert durch: tanzhaus nrw, Düsseldorf

Residenz unterstützt durch CocoonDance company und gefördert im Rahmen der NRW-Mittelzentrums Bonn durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sowie unterstützt durch das “ Residenzprogramm Quartier am Hafen 2020“, TanzFaktur Köln, theaterimballsaal 

PRESSE – UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT     press@ozlemalkis.com     Ellen Brombach +49 (0)179-111 67 14